„Das Osterhasenfell“ von Friedrich Wolf und Erich Gürtzig
Friedrich Wolf, der sich in der ehemaligen DDR sehr um Kultur, Schriftstellerei und Theater verdient machte, ist der Verfasser des Märchens „Das Osterhasenfell“. Die Geschichte entstammt seinem Werk „Märchen für große und kleine Kinder“, das eine Vielzahl von Tiermärchen enthält – unter anderem auch „Die Weihnachtsgans Auguste“. Friedrich Wolf verstarb bereits 1953 im Alter von 65 Jahren.
Hier eine Ausgabe des Märchenbuches, das Friedrich Wolf 1946 veröffentlichte, aus dem Jahr 1974:
„Märchen für große und kleine Kinder“ von Friedrich Wolf (1946)
©1974, Berlin, Aufbau Verlag
Erich Gürtzig, der die Bilderbuchausgabe des Märchens „Das Osterhasenfell“ um das Jahr 1971 gestaltete, arbeitete seit dem Jahr 1949 als freischaffender Künstler und Illustrator in Berlin.
„Das Osterhasenfell“ von Friedrich Wolf/Erich Gürtzig (1971)
Lesealter: 5-7 Jahre
©2017, Beltz/ Der KinderbuchVerlag, ISBN978-3407772107
Es ist Frühling! Doch beim Osterhäschen Purzel, seinen drei Geschwistern und bei den Eltern der Hasenfamilie Weißfell bricht Panik aus. Die jungen Häschen sind schwer erkältet und auch der Vater muss von Mutter Weißfell mit Rheuma gepflegt werden. So beschließt der Jüngste, der kleine Purzel, das Besorgen, Bemalen und Verteilen der Ostereier alleine zu übernehmen. Zwei Nächte vor Ostern hoppelt er zum Hof des Großbauern Schluckebier, um bei den Hennen Eier zu holen. Prompt wird er vom Hofhund Lux erwischt. Doch Purzel verstrickt den Kettenhund gekonnt und mit viel Humor in ein Gespräch. Dann führt das weiße Häschen einen akrobatischen Tanz auf, der Lux verzaubert und ihn in einen tiefen Schlaf fallen lässt. Stolz präsentiert Purzel seiner Familie am nächsten Tag die 15 blütenweißen Eier. Auch kundschaftet er schon mal das Haus des Holzfällers Feuerriegel aus. Dessen Kinder sollen am Ostersonntag die schönen bunten Eier bekommen. Aber zunächst muss Purzel die Eier erstmal färben: Er hopst über die Frühlingswiesen und mit Hilfe der blauen Glockenblume, des roten Klatschmohns, der goldgelben Dotterblume und des grünen Huflattichs erstrahlen die Eier bald in den kräftigsten Farben. Doch wie sieht Purzel nur aus? Vom vielen Färben ist sein weißes Fell über und über mit bunten Klecksen beschmutzt. Er sieht selbst wie ein buntes Osterei aus! Doch der kleine Osterhase Purzel verzagt nicht und trägt den Sack mit den bunten Eiern zum Haus von Familie Feuerriegel. Hier versteckt er die 15 Eier unter Büschen, am Haus und im Wurzelwerk der großen Tanne. Als er gerade fertig ist, nähert sich Großbauer Schluckebier mit seinem Hund Lux. Die beiden suchen den Eierdieb und nehmen Purzels Fährte auf. Doch dieser rettet sich durch einen Bachlauf und kann vom Hofbauern mit dem Fernrohr in der kunterbunten Frühlingswiese nicht erkannt werden. Sein bunt bekleckstes Fell tarnt ihn. Der Großbauer macht kehrt und lässt den armen Lux mit einer Tracht Prügel seine Enttäuschung spüren. Wie schön wäre es, sinniert Purzel, wenn Lux sich aus seiner Knechtschaft an der Kette befreien und wie Purzel durch die stillen Wälder und farbenfrohen Wiesen streifen könnte. Dann könnte „Purzel ihm öfters vortanzen und seine netten Geschichten und Weisheiten aus der Osterhasenwelt erzählen“ (F. Wolf: Das Osterhasenfell, Aufbau-Verlag, 1983, S.29)…
Mit diesem quasi offenen Ende endet das Märchen vom Osterhasenfell. In Anbetracht des sachlichen Titels hatte ich eine andere Geschichte erwartet und war ziemlich überrascht, dass die Hauptrolle des Bilderbuches der pfiffige, kleine Purzel spielt. Die Bilder von Erich Gürtzig wirkten aufgrund ihrer Machart in Tuschfarben und Einfachheit zunächst nur wenig auf mich. Schnell gewöhnt ich mich an den Stil und begann im Laufe der Erzählung genauer auf Details zu achten.
Besonders gut gefällt mir diesbezüglich auch der Ansatz der Erzählung und der illustratorischen Umsetzung, dass die Kinder „nebenbei“ die Namen der Blumen, die Hauptfarben und die Zahlen 1 bis 15 lernen können. So bieten sich viele Bilderbuchseiten an, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen, Eier zählen oder den kleinen Purzel suchen zu lassen. Auch das offene Ende kann mit den Kindern fantasievoll weiter gesponnen werden.
Der Unterton des Märchens macht dem erwachsenen Leser deutlich, dass es ein Kind seiner Zeit ist. So verkörpert der Osterhase hier den Freigeist, der sich über den Hund Lux wundert, der sich, obwohl er soviel stärker ist, vom Großbauern an die Kette legen lässt. Die entsprechenden Textpassagen sind mir gefühlt etwas zu lang geraten und lenken somit vom spannenden Abenteuer des taffen Osterhasen Purzel ab. Auch die Textstelle, bei der der kleine Purzel den Tau der Glockenblume austrinken und sie dabei fest küssen soll, gefällt mir nicht. Schöner hätte ich es gefunden, wenn der Hase von den Pflanzen einfach beschenkt worden wäre.
Insgesamt betrachtet, finde ich das Bilderbuch jedoch sehr gelungen und sehe in ihm eine besonders fantasievolle und überraschend andersartige Lektüre für die Zeit um Ostern.