John Ronald Reuel Tolkien- Der Herr des Rings
Manchmal liest man erst ein Buch und sieht anschließend die Verfilmung. Das ist meiner Meinung die beste Reihenfolge. Beim Herrn der Ringe und dem kleinen Hobbit von John Ronald Reuel Tolkien war es bei mir allerdings anders herum. Zum Glück hat der Regisseur Peter Jackson die Bücher mit viel Fantasie und Herzblut verfilmt, so dass sie als Kunstwerk neben dem Buch bestehen können.
Der „Herr der Ringe“ war für mich der Einstieg in die Fantasy-Literatur und gilt als Begründer derselbigen. Vor genau 80 Jahren veröffentlichte Tolkien das Buch „Der kleine Hobbit (im Englischen: „The Hobbit or There and Back Again“). Bereits im Dezember desselben Jahres war die erste Ausgabe ausverkauft und blieb bis heute ein Bestseller. In seinen drei epischen Werken hat Tolkien mit Mittelerde einen eigenen Kosmos geschaffen. In seinen Erzählungen verwebt er genial Elemente und Sprache Grimmscher Märchen, germanischer Heldenlieder und isländischer Mythen und Sagen. ( Vgl.: Marc Rybicki: „Warum ‚Der kleine Hobbit‘ mehr als ein Kinderbuchklassiker ist.“, www.fnp.de/nachrichten/kultur/Warum-Der-kleine-Hobbit-mehr-als-Kinderbuch-Klassiker-ist;art679,2772723)
„Der kleine Hobbit“ von J. R. R. Tolkien (1937)
Lesealter: ab 10 Jahre
©2012, dtv Verlag, ISBN 978-3423214124
www.dtv.de
„In einer Höhle, da lebte ein Hobbit.“ So beginnt der Fantasyklassiker und wenn der Autor sich dann auf den nächsten Seiten den Besonderheiten der Hobbithöhlen und ihrer Bewohner widmet, überkommt einen gleich ein Gefühl von Heimeligkeit und Vertrautheit. Ausgerechnet Bilbo Beutlin, der gemütliche kleine Hobbit, wird die Hauptfigur des Buches. Und das kommt so:
Eines Morgens kommt Gandalf, „ein alter Mann mit einem Stab, hohem , spitzem blauen Hut, einem langen grauen Mantel“ (J.R.R. Tolkien: Der kleine Hobbit, dtv Verlag, München, 2013, S.10) bei Bilbo vorbei und hat ein Anliegen: „Ich suche jemanden für ein Abenteuer, das bestanden sein will.“ (J.R.R. Tolkien: Der kleine Hobbit, dtv Verlag, München, 2013, S. 11).
Obwohl es seinem Innersten widerstrebt, lässt sich Bilbo auf eine Abenteuerreise ein, in deren gefährlichem Verlauf er sämtlichen Geschöpfen Mittelerdes begegnet: Zwergen, Waldelben, dem Geschöpf Gollum, Wargen und Orks, dem Gestaltwandler Beorn, dem Drachen Smaug, dem Fürst der Adler und den Menschen der Seestadt. Unterwegs gerät der Ring der Macht in seine Hände, der für die weiterführende Chronik des Großen Ringkrieges eine große Bedeutung hat.
„Die Kunst des Hobbit – Alle Bilder von J.R.R. Tolkien“ von W.G. Hammond/ C.Scull (2011)
©2012, Klett-Cotta Verlag, ISBN 9783608938654
www.hobbitpresse.de
Erst vor Kurzem entdeckte ich dieses Buch mit Tolkiens Illustrationen und Skizzen zu seinem Werk „Der Hobbit“. Diese Bilder der ersten Buchausgabe aus dem Jahr 1937 waren mir gänzlich unbekannt. Tolkien arbeitete hier eng mit dem Verleger zusammen und gestaltete zudem den Einband. Auch auf die kostengünstige Produktion nahm er Rücksicht und gestaltete die Illustrationen so, dass sie gut reproduzierbar waren.
Tolkiens Verbesserungsvorschläge und weitere farbige Bebilderungen wurden vom Verlag honoriert und nach Möglichkeit im Werk umgesetzt. So arbeitete Tolkien bis zur 2. Auflage aus dem Jahr 1951 aktiv an der Illustration und der Einbandgestaltung mit und bat seine Werke nicht zusammen mit fremden Illustrationen abzudrucken (Vgl. W.G. Hammond u.a.: Die Kunst des Hobbit, Klett-Cotta Verlag, 2012, S.10-18).
Die Bilder Tolkiens im vorliegenden Bildband bieten dem Leser einen neuen Blick auf die Erzählung, deren Kenntnis vom Autorenteam vorausgesetzt wird. Tolkiens Schaffensprozess wird von Bleistiftskizzen bis zum fertigen Aquarell und Druck begleitet und ausführlich kommentiert. Für mich öffnete sich eine gänzlich neue Perspektive auf Mittelerde. Tolkiens reduziert-grafische Illustrationen der großen Schauplätze der Handlung strahlen eine Klarheit und historische Erhabenheit aus. Dennoch erkennt man auch, dass Tolkien sich auf seine Begabung Landschaft und Flora wiederzugeben, konzentriert hat. Seine figürlichen Zeichnungen sind rar und wirken sehr kindlich. Die druckfertigen Bildkompositionen überzeugen mich mit ihrer Ausdrucksstärke und Ruhe und waren wirklich eine Überraschung für mich.
„Der Hobbit oder Hin und zurück: Sonderausgabe“ von J.R.R. Tolkien (1937)
Lesealter: ab 10 Jahre
©2012, Klett-Cotta Verlag, ISBN978-3608938401
www.klett-cotta.de
Im Klett-Cotta-Verlag ist seit dem Jahr 2012 eine Sonderausgabe anlässlich des 75. Jahrestages der Erstveröffentlichung erhältlich. Diese wurde anlässlich des 50. Jahrestages des Hobbits mit unveröffentlichten Illustrationen, Manuskripten und mit dem originalen Einband der Ausgabe des Jahres 1937 zusammengestellt und 2004 im HarperCollins Publishers Verlag veröffentlicht. Auch ein interessantes Vorwort des Tolkien Sohnes Christopher ist enthalten. Diese Ausgabe gibt das Gesamtkunstwerk „Der Hobbit“ sprachlich und bildlich wieder und begeistert mich absolut!
„Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ von J. R. R. Tolkien (1954)
©2017, Klett-Cotta, ISBN978-3608939811
„Der Herr der Ringe- Die zwei Türme“ von J.R.R. Tolkien (1954)
©2016, Klett-Cotta, ISBN978-3608939828
„Der Herr der Ringe- Die Rückkehr des Königs“ von J.R.R. Tolkien (1955)
©2017, Klett-Cotta, ISBN978-3608939835
Wie bereits beim Hobbit, bildet auch beim Herrn der Ringe eine Wanderung die Rahmenhandlung der Geschichte. Der Ring der Macht, den der gestürzte Herrscher Sauron in aller Heimlichkeit geschmiedet hat, muss zurück ins dunkle Land Mordor und im Schicksalsberg zerstört werden. Ohne die Zerstörung sind die drei Völker Elben, Zwerge und Menschen der Folgschaft Saurons verpflichtet. Eine heimliche Expedition macht sich auf den Weg und durchquert die sagenhafte Welt Mittelerdes. Die Reihen werden lichter, da die Orks ihre Machtgebiete ausdehnen und Jagd auf die Ringgefährten machen. Auch lösen sich einzelne Mitglieder von der Gemeinschaft, um ihrer Bestimmung zu folgen oder an anderer Stelle den Kampf gegen die Streitkräfte und Verbündeten Saurons aufzunehmen. Wieder ist der eigentliche Held der Erzählung ein Hobbit: Frodo Beutlin.
„Der Herr der Ringe: illustriert“ von J.R.R. Tolkien/ Alan Lee (1954)
©2016, Klett- Cotta Verlag, ISBN978-3608960358
www.klett-cotta.de
Diese illustrierte Ausgabe des Herrn der Ringe wurde anlässlich des 125. Geburtstag Tolkiens am 3. Januar 2017 herausgegeben. Sie ist mit 50 Bildern des Künstlers Alan Lee bestückt. Dieser arbeitete maßgeblich an der szenischen und landschaftlichen Gestaltung der Herr der Ringe-Triologie unter dem Regisseur Peter Jackson mit und gab Mittelerde ein fantastisches detailreiches Gesicht.
Bereits im Jahr 1987 gestaltete der Illustrator Alan Lee den Schutzumschlag für eine Herr der Ringe-Augabe und betrat so das Pakett der Fantasy-Welt Tolkiens. Mittlerweile gilt er als einer der bedeutensten Tolkien-Illustratoren. Sein Stil, der sich an Arthur Rackham und Edmund Dulac orientiert, aber unverwechselbare Eigenheiten und Techniken besitzt, hat maßgeblich unser heutiges Bild von Mittelerde geprägt. Bei seiner Arbeit nutzt Lee auch menschliche Modelle, um den Romanfiguren ein Gesicht zu geben.
Seine Landschafts- und Bauwerkdarstellungen imponieren durch ihre monumentale Erhabenheit und ihren Detailreichtum. Insgesamt zeichnen sich seine Bilder und Skizzen durch eine Ruhe und Stille aus, die dem Heldenepos Wirkraum geben. Dazu tragen auch die leichten Aqarellfarben in Braun-, Grau-,Grün- und Blautönen bei.
Neben weiterer Werke und Erzählungen Tolkiens wie „Der Hobbit“, „Die Kinder Húrins“ und „Beren und Lúthien“ hat Alan Lee auch Rosemary Suttcliffs Adaptionen der „Odysee“ und „Ilias“ 1993 und 1995 eindrucksvoll illustriert.
„ Das Silmarillion“ von J. R. R. Tolkien (1977)
©2017, Klett-Cotta, ISBN978-3608938197
Das Silmarillion wurde nachträglich aus dem Nachlass Tolkiens von seinem Sohn Christopher als Lektor aus Fragmenten zusammengefügt und veröffentlicht. Es ist eine Sammlung von Mythen und Sagen der ältesten Tage Mittelerdes. Vor allen Dingen ging es Tolkien um die linguistische Entwicklung der Sprachen Mittelerdes. Die tiefgründige, wissenschaftlich fundierte Arbeitsweise Tolkiens, der seinen eigenen Wissenschaftskosmos erschaffen hat, ist bewundernswert. Wer aber bereits mit den Liedern und Heldengedichten im „Herrn der Ringe“ Schwierigkeiten hat, wird mit diesem Buch wahrscheinlich nicht glücklich. Jedoch sind einzelne Sequenzen und Erzählstränge des Silmarillion durchaus interessant und unterhaltsam. Es bleibt abzuwarten, ob diese eventuell auch im Medium Kino erzählt werden werden.