Auf Wiedersehen, kleiner Bruder
Zu Allerseelen und zum Totensonntag gedenken die Christen ihrer Verstorbenen. Wenn ein Kind stirbt, berührt es die Menschen besonders. Wie es ist als Neunjähriger den kleinen Bruder beim Sterben zu begleiten und zu verabschieden, erzählt die fiktive Geschichte von Leo im Vorlesebuch „Auf Wiedersehen, kleiner Bruder“ von Eva Maria Nielsen, das im September im Bonifatius Verlag erschienen ist. Die ansprechenden, berührenden Illustrationen von Rebecca Meyer runden das Kinderbuch gelungen ab.
„Auf Wiedersehen, kleiner Bruder“ von Eva Maria Nielsen/Rebecca Meyer (2022)
Vorlese- /Lesealter: 6-12 Jahre
©2022, Bonifatius GmbH Druck, ISBN 9783897109384
www.bonifatius-verlag.de
Davon handelt das Buch:
Leo ist das älteste Kind der Familie Vittoria. Er hat einen kleinen Bruder – Paul und eine ganz kleine Schwester, die von allen Annanas genannt wird. An einem wunderschönen Ausflugstag fängt die Sache mit Pauls Krankheit an. Paul ist sehr müde. Einige Tage später bekommt er Bauchschmerzen und starke Kopfschmerzen. Natürlich eine Sommergrippe denken alle, aber dann stellt sich heraus Paul ist krank, todkrank.
Nun muss Paul ins Krankenhaus und der Alltag der ganzen Familie Vittoria verändert sich. Leo durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, wendet sich mit seinen Sorgen und Ängsten an seine Eltern und an Gott. Er findet auch Kraft und Zuversicht in seiner Freundschaft zu Josie.
In kleinen Ritualen und Achtsamkeiten entdeckt Familie Vittoria wie stark sie gemeinsam ist, Sie spüren gemeinsam Trauer und finden ihren Weg, die wenige Zeit mit Paul zu genießen und ihn persönlich und ganzheitlich zu verabschieden.
Meine Meinung:
Meiner Meinung nach beinhaltet das Buch alles, was für den annehmenden und tröstenden Umgang mit dem Tod eines Geschwisterkindes wichtig ist. Alle Gefühle von Wut, Trauer, aber auch kindlicher Lebensfreude werden thematisiert. Die Stadien Pauls Sterben werden kindgerecht aus der Perspektive von Leo beschrieben. Ich schließe mich der Altersempfehlung von 6 bis 12 Jahre an. Die Umstände des Lebens der Familie Vittoria mit ihrer Beziehung zu Oma und Opa in Italien und den entsprechenden Kosenamen können etwas verwirrend für Kinder sein. Für den Einsatz in der Grundschule und im Religionsunterricht bietet sich daher meiner Meinung nach das Vorlesen einzelner Kapitel oder Abschnitte an. Hier können anschließend die Gedanken, Fragen und Gefühle von Leo, Josie und Paul thematisiert werden. Auch einzelne Bilder des Vorlesebuches können mit Gedankenblasen Gesprächsanlässe bieten. Ich kann mir auch die Erarbeitung der Erzählung um Leo und seinen kleinen Bruder Paul in Form eines Heftleins oder Büchleins gut vorstellen.
Das Kinderbuch stellt eine Fülle von Ritualen, Gedanken und Gesprächsanlässen im Umgang mit dem Sterben und Tod , Bestattung und Andenken altersgerecht und vor allem lebenspraktisch vor. Dabei werden Fragen zu Krankheit, Tod und einem Leben nach dem Tod von Leo offen in Gebeten, Briefen an Gott oder in Gesprächen mit Erwachsenen formuliert.
Leo wird klar: Jeder in der Familie und im Dorf hat seinen eigenen Weg mit Pauls Krankheit umzugehen.
„Auf Wiedersehen, kleiner Bruder“ ist ein sehr einfühlsames und ehrliches Buch, das stark berührt und dem Zuhörer ermöglicht Paul, Leo und die ganze Familie Vittoria zu begleiten. Für betroffene Geschwisterkinder ist es sicherlich tröstend zu hören, dass man nicht alleine mit solch einem Schicksalsschlag ist und dass wechselhafte Stimmungen bei sich und anderen Familienmitgliedern und drastische Änderungen im Alltag dieser traumatischen Situation geschuldet sind.
Schlussendlich macht das Kinderbuch deutlich- alle Mitglieder der Familie Vittoria, Oma und Opa, Bekannte aus dem Dorf und der Gemeinde, die Hospizmitarbeiterin Bea und Leo’s Freundin Josie helfen ihm seinen persönlichen Abschied von Paul zu bewältigen.
Ganz herzlichen Dank für diese wunderbare Rezension meines Buches. Ich bin wirklich glücklicher ass Sie sich Zeit für das Team Vittoria genommen haben.