Michael Ende – Eine Sprache, die Welten erschafft

Im Jahr 2019 wäre Michael Ende (1929–1995) 90 Jahre alt geworden und so kamen einige seiner Bücher im letzten Jahr als Jubiläums- und Schmuckausgaben auf den Markt. Auch wurde ein unveröffentlichtes Manuskript Ende’s vom deutschen Autor Wieland Freund vollendet und unter dem Titel „Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe“ veröffentlicht. Ende’s einzigartige Sprache lässt in meiner Fantasie Figuren, Landschaft und Räumlichkeiten lebhaft hervortreten, so dass ich seine Hauptwerke bis heute begeistert immer wieder lese. Diese Michael Ende-Bücher, die mich seit  meiner Kindheit und Jugend begleiten, sollen hier kurz vorgestellt werden:

1.Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Bevor ich die Bücher um Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer gelesen habe, kannte ich die Handlung aus den Verfilmungen der Augsburger Puppenkiste. Auch hatten wir einen Teil der Geschichte als Kassetten-Hörspiel.

Das Besondere bei dieser Hörspiel-Reihe: Michael Ende liest selbst die Einleitung. Die Hörspiel-Inszenierung ist in Bezug auf Sprecherbesetzung, Geräusche und Musik rundum gelungen! Die modernen Hörspielfassungen, die teilweise mit nur drei Sprechern und noch weniger Texttreue aufgenommen werden, halten meiner Meinung nach einem Vergleich nicht im Geringsten stand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2015,( Karussell) Universal Music

Die Reihe um Jim Knopf wurde seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 1960 von verschiedenen, bekannten Illustratoren bebildert. Die Originalausgabe wurde von Franz Josef Tripp gestaltet und wird auch heute noch im Thienemann Verlag verlegt. 1983 illustrierte Reinhard Michl eine Neuauflage. Dazwischen erschien im Bertelsmann Verlag noch eine bebilderte Version von Rolf Rettich.

 

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende/ F.J. Tripp (1960)

Lesealter: 6-8 Jahre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2004, Thienemann Verlag, ISBN978-3522176507

www.thienemann-esslinger.de

Davon handelt das Buch:

Auf der Insel Lummerland ist die Aufregung groß – das Postschiff hat ein mysteriöses Paket abgegeben und zum Erstaunen der Bewohner liegt ein kleines schwarzes Baby in dem Karton.

Die Besitzerin des Inselladens Frau Waas beschließt den kleinen Jungen aufzuziehen und er erhält den Namen Jim Knopf. Jims bester Freund wird der Lokomotivführer Lukas, der mit seiner Tenderlok Emma das Bahnnetz auf Lummerland befährt. Düstere Wolken ziehen über Lummerland auf, als König Alfons, der Viertel-Vor-Zwölfte Lukas mitteilt, dass die kleine Insel Lummerland mit Jims Heranwachsen für einen weiteren Bewohner zu klein wird. Jim erfährt von der Misere und beschließt noch in derselben Nacht mit seinem Freund Lukas und der kalfalterten Lok Emma in See zu stechen. Die beiden brechen heimlich um kurz nach Mitternacht auf und erreichen wenige Tage später das märchenhafte Land Mandala. In der Hauptstadt Ping erfahren die beiden Freunde, dass die Tochter des mandalanischen Kaisers Pung Ging entführt wurde und nun in der Drachenstadt gefangen gehalten wird. Unerschrocken machen sich die Abenteurer Jim und Lukas auf den beschwerlichen und bisher unerforschten Weg zur Drachenstadt. Tatsächlich gelingt es den beiden  Freunden Prinzessin Lisi und viele weitere Kinder aus den Fängen der bösartigen Drachendame Frau Malzahn zu befreien und zurück nach Ping zu bringen. Mittlerweile ist dort ein Brief aus Lummerland eingetroffen, der Jim und Lukas zurück nach Lummerland bittet. Auch für das Platzproblem findet sich eine Lösung. So kreuzt das mandalanische Staatsschiff auf dem Meer eine schwimmende Insel, die direkt neben Lummerland verankert wird.

„Jim Knopf und die Wilde 13“ von Michael Ende/ F.J. Tripp (1962)

Lesealter: 6-10 Jahre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2004, Thienemann Verlag, ISBN978-3522176514

www.thienemann-esslinger.de

 

Davon handelt das Buch:

Im zweiten Teil gehen die Abenteuer für Jim Knopf und seinen Freund Lukas, den Lokomotivführer, weiter. Die beiden nehmen es mit der Wilden 13, einer gemeingefährlichen Seeräuberbande auf und Jim löst mit Hilfe des Goldenen Drachen das Geheimnis seiner Herkunft…

 

2. Der satanärcholügenialkohöllische Wunschpunsch

Dieses Buch wurde mir im Kunstunterricht der 5.Klasse von unserer Kunstlehrerin Frau Kracke vorgelesen. Aufgabe war anhand der Personenbeschreibung den gemeinen Zauberrat Irrwitzer und sein Labor zu tuschen. Später folgte noch der Tote Park und Tyrannja Vamperl. Die Erzählung zu hören und nebenbei zu zeichnen und zu tuschen, hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Auch der Wunschpunsch wurde 2019 in einer neuen Jubiläumsausgabe veröffentlicht:

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ von Michael Ende/Regina Kehn (1989)

Lesealter: 10-12 Jahre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2019, Thienemann-Esslinger Verlag, ISBN 978-3522185202

www.thienemann-esslinger.de

Diese Jubiläumsausgabe ist die einzige, bei der ich die Einbandsgestaltung als gelungen bezeichnen würde. Meinen Geschmack trifft allerdings der figürliche Einband von Regina Kehn mehr:

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ von Michael Ende/Regina Kehn (1989)

Lesealter: 10-12 Jahre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2007, Thienemann-Esslinger Verlag, ISBN978-3522179485

www.thienemann-esslinger.de

 

Davon handelt das Buch:

Am Silvesterabend um 5 Uhr ist es beim Geheimen Zauberrat Beelzebub Irrwitzer in seiner Villa Albtraum wie bei vielen Menschen kurz vorm Jahreswechsel: Das Feuer prasselt im Kamin, man bereitet letzte Dinge vor und die Wanduhr schlägt bei voller Stunde. Als der böse Zauberer Irrwitzer allerdings überraschend Besuch vom Höllischen Gerichtsvollzieher Maledictus Made bekommt, bricht bei ihm eifrige Geschäftigkeit aus. Herr Made macht dem Zauberrat deutlich, dass er im vergangen Jahr nicht genug Böses gezaubert und gehext hat. Damit ist er seinem Vertrag mit der Höllischen Exzellenz Beelzebub nicht nachgekommen und wird- wenn ihm keine Lösung einfällt- zu Neujahr gepfändet. Beelzebub Irrwitzer ist verzweifelt- genau so wie seine Tante Tyrannja Vamperl, die auf einen Silvesterbesuch vorbeischneit. Auch bei dieser hat der geheimnisvolle Gerichtsvollzieher eine Pfändung angekündigt.

Doch Tyrannja Vamperl hat eine Idee: mithilfe des sagenhaften Wunschpunsches, der nur in der Silvesternacht gebraut werden kann, ist es möglich alle bösen Taten doch noch nachzuholen! Gemeinsam machen sich Neffe und Tante ans Werk den Höllenpunsch zu brauen. Die Welt wäre Neujahr in Chaos und Elend versunken, wenn nicht ein Rabe und ein Kater, die als Spione des Hohen Rats der Tiere bei den Zaubererherrschaften, angeheuert haben, sich zusammen tun und versuchen die beiden Bösewichte bei ihrem Plan aufzuhalten. Ganz alleine schaffen sie es aber nicht- der Heilige Silvester hilft ihnen mit einem kleinen Wunder.

Meine Meinung zum Inhalt:

Das Buch „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunch“ wurde 1989 als letzter vollendeter Roman Michael Ende’s im Thienemann Verlag veröffentlicht.  Er zeichnet sich neben der spannenden Geschichte vor allen Dingen durch den humorvollen Einblick in die Zaubererwelt aus. So findet sich der Leser in den verschiedenen Räumen der Villa Albtraum wieder und erhält nebenbei Informationen über das Leben und Schaffen des bösen Zauberrats Beelzebub Irrwitzer. Die vielen Details machen beim Lesen einfach Freude und zeichnen ein magische Parallelwelt. Da die Bösewichte allerdings voraussehbar agieren und zutiefst menschliche Züge tragen, sind die Hauptfiguren nicht beängstigend.  Besonders gut gefallen mir die vielen gereimten Lieder, Gedichte, Rezeptanweisungen und Zauberformeln, die in die Handlung eingestreut sind und dieser Würze geben.

Die Erzählung hat aber nicht nur einen Unterhaltungswert. Michael Ende spricht mit seinem Buch auch die großen Probleme unserer Zeit an: Umweltverschmutzung, Artensterben, Krieg, Krankheiten, Seuchen, Profitgier und Ausbeutung.

Als der Laborzauberer und die Geldhexe am Buchende nach Rezeptangabe das Gegenteil des Gewünschten formulieren müssen, steigt vorm inneren Auge das Bild einer heilen Welt auf. Außerdem fragt man sich, welchen Anteil man selbst an der Zerstörung der Welt trägt. Gar nicht verwunderlich erscheint daher, dass die eigentlichen Helden des Buches zwei Außenseiter sind. Gemeinsam zeigen der Rabe Jakob Krakel und Kater Moritz, dass mit ein bisschen Unterstützung „von Oben“ auch den fiesesten Schurken das Handwerk gelegt werden kann.

Die Illustrationen:

Als kongenial müssen die Illustrationen von Regina Kehn bezeichnet werden, die die vielen kleinen Details der Figuren und Erzählung erfrischend umsetzt. Das Buch wird somit wirklich zum Kunstwerk! Ein weiteres schönes Detail ist, dass es keine Kapitelüberschriften gibt, sondern eine Uhr, die die fortschreitenden Stunden und Minuten bis Silvester anzeigt. Dieses Stilmittel lässt einen unmittelbar die Geschichte miterleben und baut zusätzlich Spannung auf.

Mein Fazit:

Ein schönes Buch, das genau in die Silvesterzeit passt!

 

3. Momo

Nach der unendlichen Geschichte ist Momo das zweit-erfolgreichste Werk Michael Endes. Es erschien 1973 und erhielt 1974 den Deutschen Jugendbuchpreis.

Im Deutschunterricht behandelten wir in der Oberstufe auszugsweise Momo. Thema waren die Spielszene auf dem Schiff, ein Gespräch Momos mit Beppo Straßenkehrer und der Besuch eines grauen Herren. Wenig später entdeckte ich die Taschenbuchversion des Buches im Regal meines Vaters und begann zu lesen. Ich war begeistert wie das Buch zum Ende hin an Spannung gewinnt und hatte nun auch die Reife es zu verstehen.

Auch zu diesem Buch erschien 2018 im Thienemann Verlag eine Extra-Ausgabe anlässlich des 45. Erscheinungsjubiläums:

„Momo“ von Michael Ende  (1973)

Lesalter: ab 12 Jahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2018, Thienemann Verlag, ISBN 978-3522202558

www.thienemann.de

Auch hier bin ich ein Fan der ursprünglichen Fassung, deren Einband Ende selbst illustrierte und auch zu jedem Kapitel kleine Bilder und Stillleben zeichnete:

 

„Momo“ von Michael Ende (1973)

Lesalter: ab 12 Jahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2014, Thienemann Verlag, ISBN 978-3522202107

www.thienemann.de

 

Davon handelt das Buch:

Eines Tages taucht das Mädchen Momo im alten Amphitheater auf und lässt sich hier nieder. Mit Hilfe der Menschen aus der nahe liegenden Stadt stattet Momo ihr neues Heim mit dem Nötigsten aus. Aber Momo ist nicht einsam. Die Menschen kommen gerne zu ihr, denn sie hat eine besondere Gabe: Momo kann zuhören. So suchen Alte und Junge ihre Nähe. Doch die Erwachsenen kommen eines Tages nicht mehr, denn die grauen Herren haben sie davon überzeugt, dass sie ihre Zeit sparen sollten. Die Kinder versuchen gegen die mysteriösen Zeitdiebe vorzugehen, aber letztendlich muss Momo sich auf den Weg machen, um den grauen Herren ihre Grenzen aufzuzeigen.

 

4. Die Unendliche Geschichte

Die Unendliche Geschichte entdeckte ich als Jugendliche in der Bücherei und war erstaunt wie dick das Buch ist. Der erste Teil war mir als Filmversion bereits bekannt, überzeugte mich in Buchform aber noch mehr. Probleme hatte ich allerdings mit Bastians Entwicklung im zweiten Teil. Hier konnte ich viele seiner Entscheidungen nicht nachvollziehen und haderte mit dem Verhalten der Hauptfigur. Auch das Hörspiel ist mir aus meiner Jugend bekannt.

„Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende erschien 2019 in einer  Schmuckfassung mit zahlreichen, stimmungsvollen Ölgemälden des deutschen Künstlers Sebastian Meschenmoser.

„Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende/ Sebastian Meschenmoser (1979)

Lesalter: ab 12 Jahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2019, Thienemann Verlag, ISBN 978-3522202503

www.thienemann.de

Auch wenn ich kaum einem Buch widerstehen kann, so ließ mich diese illustrierte Fassung des Klassikers beim Durchblättern leider kalt.

Auch erschien 2019 eine Jubiläumsausgabe, die erneut mit roter und grüner Schrift Bastians und Phantasiens Geschichte absetzt:

„Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende (1979)

Lesalter: ab 12 Jahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©2019, Thienemann Verlag, ISBN 978-3522202602

www.thienemann.de

Seit dem Jahr 2004 wurde „Die Unendliche Geschichte“ nicht mehr mit der rot-grün abgesetzten Schrift und den 26-Buchstaben-Anfängen von Roswitha Quadflieg ausgestattet. Die ersten Ausgaben der Unendlichen Geschichte hatten sogar einen roten Seideneinband. Es war Michael Ende’s Wunsch, dass dieses Buch quasi als Zauberbuch ausstaffiert wird und eine gewisse Haptik und Wertigkeit erhält.

 

„Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende/ Roswitha Quadflieg (1979)

Lesalter: ab 12 Jahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©1983, Bertelsmann Club/Thienemann Verlag

www.thienemann.de

 

Hier ein Einblick in eine dieser älteren Ausgaben:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©1983, Bertelsmann Club/Thienemann Verlag, S. 18

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©1983, Bertelsmann Club/Thienemann Verlag, S. 64

 

Davon handelt das Buch:

Manchmal finden Menschen und Bücher auf merkwürdige Weise zueinander. So ist es auch bei Bastian Balthasar Bux, der auf seinem Schulweg in einem Antiquariat des Herrn Karl Konrad Koreander ein Buch entdeckt und es magisch angezogen, aber mit schlechtem Gewissen, entwendet. In seiner Not versteckt sich Bastian auf dem Dachboden seiner Schule und beginnt in dem Buch mit dem Titel „Die Unendliche Geschichte“ zu lesen. Das Buch erzählt die Geschichte Phantásiens, das langsam vom Nichts verschlungen wird. Die Kindliche Kaiserin im Elfenbeinturm ist von einer merkwürdigen Krankheit betroffen, die sie verblassen lässt. So sucht Atréju, ein junger Krieger der Grünhäute, sämtliche Weisen oder Orakel Phantásiens auf und versucht so mithilfe seines treuen Pferds Artax und später des Glücksdrachen Fuchur ein Heilmittel zu finden. Gebannt lesend, verfolgt Bastian die spannende Erzählung und stellt erschrocken fest, dass nur er der Kindlichen Kaiserin helfen kann. Bastian rettet Phantasien und erhält mit dem Amulett Aurin die Macht, die Geschichte selbst weiter zu schreiben. Doch mit jedem Stück Phantásien verblasst auch seine Erinnerung an die echte Welt. Nun müssen Atréju und Fuchur Bastian helfen auch wieder zurück zu finden…

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