Rückblick 2019: Neues im Jugendbuchbereich
Auch im Jugendbuchbereich gab es im Jahr 2019 zwei Neuerscheinungen, die mein Interesse geweckt haben. Ende Februar 2019 erschien als sein zweites Werk Alex Rühle’s „Traumspringer“ . Nachdem Rühle’s „Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ aus dem Jahr 2018 mich durchweg positiv beeindruckt hatte, war ich natürlich auch auf das nächste kinderbuch des deutschen Journalisten und Autors gespannt.
„Traumspringer“ von Alex Rühle/Max Meinzold (2019)
Lesealter: 10-12 Jahre
©2019, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3423762465
Davon handelt das Buch:
Der Teenager Leon muss nicht nur mit der Tatsache klar kommen, dass er ein Traumspringer ist und somit in die Träume seiner Mitmenschen springen kann. Gleichzeitig kommt er einen großen Verschwörung auf die Spur. Diese bedroht die Menschen in der Tagwelt und viele Personen verschwinden spurlos. Auch wundert sich Leon was all das mit dem Handyspiel „Das Spiel“ auf sich hat, an dem viele um Leon herum wie gebannt festhängen.
Hinter allem scheint Krato zu stecken, der älteste Bruder der Geschwister der Nacht , der seit dem Mittelalter als verschollen gilt. Von den anderen Geschwistern der Nacht, Morpheus, dem Hüter, und seiner Schwester Ombra erfährt Leon einiges über die Traumwelt und steht mit der Hilfe seines Mitschülers Elias schließlich vor der riesigen Traumfabrik Kratos. Doch dieser hat ihn mit seinen Traumjägerinnen bereits erwartet…
Meine Meinung:
Die flüssig und ansprechend geschriebene Erzählung ist dicht an jugendlicher Realität und Gedankenwelt. Die spannenden Fantasymomente z.B. Fledermaus- und Wolfserscheinungen und einzelne Träume sind mitreißend. Allerdings ging es mir als Leser wie Leon, das ich zunächst gut und böse nicht unterscheiden konnte. Leons Erfahrungen in der Traumwelt und mit seiner Familie und Clique nehmen zunächst einen großen Raum ein und füllen 2/3 des Buches. Als sich schließlich die Story auf Krato verdichtet und Leon in der Tagwelt auf die Suche geht, spielen seine neuen Gefährten Morpheus und seine Schwester Ombre allerdings kaum noch eine Rolle. Ab Seite 193 nimmt das Buch an Spannung und Fahrt auf, weil Elias und Leon sich in die Traumfabrik Kratos schleichen müssen. Der Showdown nimmt dann bereits auf Seite 237 ein plötzliches Ende. Insgesamt wirkte die Geschichte so etwas verworren und nicht stringent. Daher würde ich mich der Leseempfehlung von 10 bis 12 Jahren nicht unbedingt anschließen. Ich denke, dass die spannende Atmosphäre eher ab 13 Jahren wirkt und spannende Lesefreude bereitet. Als Schullektüre kann ich mir das Buch gut ab Klasse 8 vorstellen.
„Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger“ von Eoin Colfer (2019)
Lesealter: 12-17 Jahre
©2019, List Hardcover, ISBN978-3471360088
www.ullstein-buchverlage.de
Am 11. Juni 2020 startet die Verfilmung der Artemis Fowl-Reihe. Hauptfigur ist der 12jährige Artemis Fowl, ein genialer und geistreicher Spross einer irischen Mafia-Dynastie. In seiner achtbändigen Buchreihe aus den Jahren 2001 bis 2010 schildert Eoin Colfer wie Artemis die geheime Welt des Erdvolks entdeckt, eine Verschwörung gegen die Unterirdischen ausheckt und schließlich mit ihnen zusammen auch Feinde in Menschen- und Erdvolkwelt bezwingt.
Im Auftakt einer neuen Reihe, die am 29.November 2019 im Ullstein-Buchverlag erschien, nehmen nun die Abenteuer Artemis‘ jüngerer Zwillingsbrüder Myles und Beckett Fowl ihren Anfang.
Davon handelt das Buch:
Artemis Fowl ist unterwegs zum Mars, um neue Abenteuer zu suchen. Seine Brüder, die Zwillinge Myles und Beckett, hat er im neuen Familiensitz, der umweltfreundlichen „Villa Éco“, auf einer Insel vor der irischen Küste zurückgelassen. Aber ganz ohne Obhut und Aufsicht sind die beiden 11-jährigen Teenager nicht: Die Nano-Artifizielle-Neuro-Netzwerk-Intelligenz – liebevoll „Nanni“ genannt überwacht die beiden Jungen auf Schritt und Tritt.
Und so ist Nanni auch eines Abends dabei als sich die beiden Brüder am Kiesstrand der Villa Éco die Zeit vertreiben: Beckett lernt gerade die Delfinsprache und Myles sammelt Algen für die Fermentation zu Haargel, da taucht auf einmal ein Zwergtroll auf, der sich durch die 3,4 km dünne Erdkruste nach oben gewühlt hatte. Parallel fällt ein Schuss, denn der kriminelle Lord Teddy lag bereits auf der Lauer, um mithilfe von Trollgift Unsterblichkeit zu erlangen. Der Zwergtroll wird durch die Spezialmunition in Zellophan gewickelt und sofort von dem tierlieben Beckett an sich genommen. Nun greift auch das Verteidigungssystem Nanni ein und zwei Droboter kommen angeflogen, um die Zwillingsbrüder aus der Gefahr zu evakuieren. Aber nicht nur die Fowl-Zwillinge und Lord Teddy sind Zeuge des Ausbruchs des Zwergtrolls, auch die Welfe (Mischung zwischen Wichtel und Elfe) und Specialist-Anwärterin Lazuli Heitz wird zufällig bei einer 30-minütigen Aufklärungsübung Zeugin. Plötzlich kreist noch ein Armeehubschrauber mit einer Nonne über der Villa und dem Sicherheitsraum, in den die Zwillinge gebracht wurden. Das lockt die beiden aus dem Versteck und so geraten die beiden durch Beckett‘s Naivität in die Fänge der mysteriösen Nonne Schwester Jerónima, die einer Organisation vorsteht, die die Welt der Menschen vor einem zweiten Blackout beschützen soll. Aber auch die Unterirdische, Specialist-Anwärterin Lazuli, und der waffenaffine Lord Teddy nehmen die Verfolgung auf, um den Zwergtroll an sich zu nehmen. Beckett, Myles und Lazuli bleibt im weiteren Verlauf der Geschichte keine Möglichkeit als sich gegen die aufsässige Nonne und den skrupellosen Lord Teddy zu verbünden…
Meine Meinung:
Eins muss natürlich vorweg gesagt werden: Neben Jonathan Stroud gehört der irische Autor Eoin Colfer zu meinen zeitgenössischen Lieblingsautoren im Jugendbuchbereich.
Insgesamt hat mich das Buch auch gut unterhalten! An die ersten vier Artemis Fowl-Bände reicht es allerdings nicht heran. Das liegt daran, dass zwei unabhängige Schurken der Geschichte ordentlich Fahrt geben und eine Actionszene die nächste jagt. Die prägnanten Charakterzüge der Fowl-Zwillinge und die konstruiert wirkenden Geschichtswendungen sind teilweise nicht immer logisch und wirken angestrengt. Bei Artemis floss die Story mehr. Dennoch war es ein Lesevergnügen, das mir den ein oder anderen Schmunzler entlockt hat. Der Lesealter-Empfehlung mit 12 bis 17 Jahre stimme ich zu!