Tove Jansson – Wundersame Reisen ins Mumintal
Wie soll man die Mumins und ihr Mumintal erklären? Man muss es selbst besuchen! Tove Jansson hat viele Geschichten über die liebenswürdige Trollfamilie geschrieben und die Welt der Mumins in besonderen, ausdrucksstarken Bildern gezeichnet und gemalt.
Zwischen 1945 und 1980 erschienen zwölf Bände der Künstlerin, deren Werke bis heute Finnland als Heimat der Trolle berühmt machen.
Bei Interpretationen ihrer Werke werden autobiografische Komponenten und die historische Einordnung in der Kriegs- und Nachkriegszeit der Muminbücher hervorgehoben. Doch auch ohne dieses Hintergrundwissen wird dem Leser schnell deutlich, dass Jansson menschliche Archetypen beschreibt und miteinander agieren lässt. Dabei findet keine Wertung oder Einordnung statt. Das Leben und die Gefühle der Handelnden angesichts der Realität werden pur dargestellt. Da dies noch in poetischer Form geschieht, wirken viele Sätze ihrer Romane wie philosophische Lebensweisheiten.
Der Duden benennt zum Begriff „Poesie“ folgende Synonyme: Magie, magische Wirkung, poetische Stimmung, Verzauberung, Zauber (siehe www.duden.de/rechtschreibung/Poesie). Und ich finde, Tove Jansson hatte die Gabe, ihre Erzählungen mithilfe von Poesie zu verzaubern und ihnen eine besondere Tiefe zu geben. Auch die Bilder der Künstlerin geben diesen Blick auf eine Welt, die einem besonderen Zauber unterliegt, wieder. So spielt beispielsweise in ihrem Roman „Winter im Mumintal“ der magische Gegensatz von Licht und Dunkelheit eine Rolle. Aber auch die Figuren erhalten in ihrer grafischen Darstellung eine besondere charakterliche Schraffur.
Folgende Zeichnung Janssons aus dem Buch “Berühmte Kinderbuchautorinnen und ihre Hedinnen und Helden” zeigt ein wunderschönes Selbstporträt der Kinderbuchautorin inmitten ihrer Figuren:
©Luise Berg-Ehlers: Berühmte Kinderbuchautorinnen, Elisabeth Sandmann Verlag GmbH, München, 2017, S.146
Wie eine Mutter hält Tove Jansson ihre Hauptfigur den kleinen Troll Mumin im Arm. Die kleine Mü sitzt frech auf ihrer Schulter und so gruppiert sich wie in einer Familienaufstellung ein Teil der Mumintalbewohner um die leicht lächelnde Tove Jansson.
Hier eine Bearbeitung des Bildes, um die einzelnen Figuren vorzustellen:
©Luise Berg-Ehlers: Berühmte Kinderbuchautorinnen, Elisabeth Sandmann Verlag GmbH, München, 2017, S.146
Hier nun eine Präsentation der Hauptwerke der Autorin und Illustratorin:
“Mumins lange Reise” von Tove Jansson (1945)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2017, Arena Verlag, ISBN978-3401602813
In der Sekundärliteratur wird oft der historische Bezug des Romans zu den Flüchtlingsbewegungen zum Ende des 2. Weltkriegs genannt. Für mich ist einfach eine sommerliche Wandergeschichte, die ein glückliches Ende findet.
Aber der Reihe nach:
Es ist August und mitten im tiefsten Urwald sind der kleine Troll Mumin und seine Mutter unterwegs. Sie suchen einen Platz für ein Haus. Denn dort wollen sie den Winter verbringen. In der Dunkelheit des gefährlichen Waldes treffen sie ein verängstigtes Tier, das dort mutterseelenallein sitzt. Aufgeschlossen wie die Muminmutter ist, fragt sie, ob das Tier sie auf der Suche begleiten möchte. Freudig folgt das kleine Tier Muminmutter und Sohn und dank der Hilfe der Tulpendame Tulippa entkommen sie den den Gefahren eines Moores. Als sie an einer Bergwand Rast einlegen, öffnet sich plötzlich oben im Gestein eine Tür und ein alter Herr mit Zylinder gewährt den Vieren über eine Strickleiter Einlass in seine Welt im Berg. Über eine Rolltreppe gelangen sie in eine Art Schlaraffenland, in dem an Bäumen feinste Pralinen und Bonbons wachsen. Auch ein Fluss aus grüner Limonade ergießt sich durch diese zauberhafte Welt, die von einer künstlichen Sonne beleuchtet wird. Auf das Angebot ihnen ein Baumkuchenhaus zu bauen, geht die Muminmutter nicht ein, denn Mumin bekommt vom vielen Naschwerk Bauch- und das kleine Tier Zahnschmerzen. Und weil die Kinder frische Luft und eine ordentliche Mahlzeit brauchen, begleitet der alte Herr sie zu einer Rutschbahn , auf der sie in Achten durch den ganzen Berg fahren und auf der anderen Seite aussteigen. Als die Wanderer ein Stück weitergehen, gelangen sie an einen Meeresstrand und nach einer aufregenden Fahrt im Boot der Hatifnatten erreichen sie einen Hafen. Dort empfängt sie in seinem Turm ein Junge, der Tulippa bittet bei ihm zu bleiben. Für Mumin und seine Mutter hat er gute Neuigkeiten: Er hat nach einem Wirbelsturm den Muminvater gesehen, der auf dem Weg nach Süden war. Sofort brechen die Muminmutter, Mumin und das kleine Tier auf, um den verlorenen Muminvater zu suchen. Mithilfe eines Marabuherrn findet Mumin ihn schließlich und dieser führt sie zum Muminhaus, das er extra für seine Familie errichtet hat. Aber auch das Haus hat eine Odyssee hinter sich- eine Überschwemmung hat es in ein Tal getrieben. Die Muminfamilie und das kleine Tier sind sich einig, dass sie sich keinen schöneren Ort vorstellen können.
“Komet im Mumintal” von Tove Jansson (1946)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2018, Arena Verlag, ISBN978-3401602820
Zu diesem Roman soll Tove Jansson durch den Ausbruch des Vulkans Vesuf im Jahr 1944 inspiriert worden sein, den sie 5 Jahre zuvor besucht hatte.
Gleich zu Beginn des Buches macht das kleine Tier Schnüferl eine fantastische Entdeckung. Es findet in der Nähe des Meeresstrandes eine geheime Höhle, die der ganzen Muminfamilie und ihren Freunden im Verlauf der Erzählung noch das Leben retten soll.
In den nächsten Tagen wird das Mumintal von jeder Menge beängstigender Naturerscheinungen heimgesucht: unnatürlicher Regen, der die Landschaft grau färbt. Außerdem riecht es nach Phosphor. Der Bisam sucht vor diesen Ereignissen im Muminhaus Schutz und berichtet, dass ein Komet auf das Mumintal zurast und der Weltuntergang bevorsteht. Schnüferl und Mumin beschließen zu einer Sternwarte zu reisen und die genauen Umstände zu erforschen. Auf dieser gefährlichen Wanderung, die sie mit einem Floßfahrt in die Einsamen Berge führt, treffen sie die Hatifnatten, den Freigeist Schnupferich, einen Schmetterling sammelnden Hemul und das Snork-Geschwisterpaar. Diese schließen sich der Forschungsexpedition an. Beim Erreichen des Observatoriums erfährt die Gruppe von den Observatoriumsprofessoren, dass der Komet in Vier Tagen das Mumintal erreicht. Erschrocken beschließen sie schnell ins Mumintal zurückzukehren, um Mumins Familie zu informieren. Aber die Rückreise gestaltet sich schwierig, denn wieder erschweren Naturereignisse wie das Austrocknen des Meeres das Fortkommen der Wandergruppe. Doch letztendlich treffen sie durch glückliche Umstände doch noch rechtzeitig ein und alle können in Schnüferls Höhle vor dem Feuer des Kometen Schutz suchen.
“Die Mumins Eine drollige Gesellschaft” von Tove Jansson (1948)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2016, Arena Verlag, ISBN 978-3401602806
Im Buch „Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft“ führt Jansson neben den Hauptfiguren Mumin, Schnupferich, Muminvater, Muminmutter, Schnüferle, der kleinen Mü, dem Hemul, dem Bisam, dem Snorkfräulein und ihrem Bruder weitere Figuren der Muminwelt ein: Vifsla und Tofsla stiften, indem sie den roten Königsrubin ins Muminhaus bringen, ordentlich Unruhe. Außerdem tritt die eiskalte Morra in Erscheinung und zum Schluss kommt auch noch der Zauberer mit seinem Schwarzen Panther vorbei..
“Muminvaters wildbewegte Jugend” von Tove Jansson (1950)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2016, Arena Verlag, ISBN 978-3401503189
Dieses Buch enthält die Memoiren des Muminvaters. Dieser schildert seine Kindheit als Waisenjunge und seine Freundschaft zu dem Erfinder Fredriksson, Schnüferls Vater Schusseltier und Schnupferichs Vater Jojoks, die mit dem Flussboot „Mehrmussick“ in ein Abenteuer aufbrechen. Auch die Mutter der Mymla, deren Tochter und die kleine Mü treten im Laufe der Memoiren in Erscheinung.
Auch, wenn die bewusst, schwülstige Art des Muminvaters auf Dauer etwas ermüdend ist und sicherlich eher den erwachsenen Leser belustigt, ist die Geschichte der vier abenteuerlichen Freunde so abwechslungsreich und fantasievoll, dass sie mich immer wieder begeistert.
“Mumin, wie wird’s weitergehen?” von Tove Jansson (1952)
Lesealter: ab 8 Jahre
©2003, Leipziger Kinderbuchverlag GmbH, ISBN 978-3896031563
Dieses Bilderbuch ist comicartig gezeichnet und gibt einen Einblick in Janssons Karikaturstil und dessen Farbigkeit. Mumin macht sich mit der Milchkanne auf dem Weg nach Hause und trifft im Laufe der Geschichte unterschiedliche Bewohner des Mumintals. Durch Gucklöcher ist immer schon ein Detail der nächsten Buchseite erkennbar und so hastet Mumin von Bild zu Bild. Besonders schön ist, dass auf jeder Doppelseite ein Reim steht, der immer mit “Mumin, wie wird’s weitergehen?” endet. Auch wenn die Geschichte mit einem witzigen Ende aufwartet (Die Milch in der Kanne ist mittlerweile sauer geworden und so müssen Mumin und seine Freunde zum Schluss Johannisbeersaft trinken), empfinde ich es nicht als klassisches Bilderbuch. Ich bezweifle, dass sich 8jährige Kinder mit dem Buch auseinandersetzen wollen und es als ansprechend und schön empfinden.
“Sturm im Mumintal” von Tove Jansson (1954)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2018, Arena Verlag, ISBN 978-3401602844
Im fünften Buchband der Mumin-Reihe geraten die Muminfamilie und ihre Hausmitbewohner wieder in ein Naturabenteuer. Dieses Mal ist es eine Überschwemmung, die die überraschten Muminhausbewohner zunächst aufs Dach flüchten lässt. Dort lassen sie sich auf die neue Situation ein und versuchen tauchend aus dem Haus zu retten, was noch zu retten ist. Auch vorbeitreibende Mumintalbewohner erhalten Obdach. Als das Wasser allerdings weitersteigt und ein merkwürdiges riesiges schwimmendes Gebilde mit roten Vorhängen vorbeitreibt, beschließen die Mumins auf dieses Gebilde umzuziehen. Samt Mobiliar, Verpflegung und einer Schar Flutopfer gehen sie an Bord. Da sie noch nie in einem Theater waren, kommt es in den nächsten Tagen noch zu reichlich komischen Situationen. Mithilfe der Theaterratte Emma studieren die Überschwemmungsopfer ein Theaterstück ein, das bei seiner Premiere zu einigen Überraschungen und Wiedersehensfreuden führt.
„Winter im Mumintal“ von Tove Jansson (1957)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2017, Arena Verlag, ISBN 978-3401602851
Kurz nach Neujahr ist das Mumintal wie jedes Jahr von der Jahreszeit Winter eingenommen. Die Trolle der Muminfamilie machen ihren Winterschlaf; draußen im Tal regt sich nichts, denn wer nicht schläft, macht es sich in seinem Winterquartier gemütlich. Als ein Mondstrahl dem kleinen Mumintroll ins Gesicht scheint, wacht dieser auf. Ohne seine Familie macht er sich täglich auf, die faszinierende, aber auch beängstigende Winterwelt zu erkunden. Als sich das Gerücht rumspricht, dass es im Mumintal einen Keller mit jeder Menge eingemachter Marmelade gibt, macht sich eine Schar verfrorener Gäste auf den Weg und findet im Muminhaus Bewirtung und Unterschlupf. So lernt Mumin neue Bewohner des Tals kennen, die mit dieser Winterwelt auf ihre Weise umgehen und die nun miteinander zurechtkommen müssen.
Tove Jansson hatte seit 1945 erfolgreich sechs Kinderbücher über das Leben und die Abenteuer der Muminfamilie geschrieben als sie 1957 „Winter im Mumintal“ veröffentlicht. Das Buch ist ein Winterbuch mit vielen kleinen Geschichten, die philosophisch, witzig, magisch-beängstigend und heimelig berührend sind.
“Wer tröstet Toffel?” von Tove Jansson (1960)
Lesealter:5- 7 Jahre
©2009, Leipziger Kinderbuchverlag, ISBN 978-3896033253
Hauptperson des Bilderbuches, das 1960 erschien, ist der kleine Toffel. Dieser ist ganz alleine und verloren in der Welt. Er nimmt seinen Koffer und zieht hinaus. Zunächst beobachtet er die Welt um sich herum, ihre Figuren und ihr Treiben. Am Ende der Geschichte ist sein Heldenmut gefragt und um die kleine Miffel zu retten, tritt er vor der schrecklichen Morra in Erscheinung und beißt ihr sogar in die Wade. Toffel beschließt Miffel einen Brief zu schreiben. Und an dieser Stelle des Bilderbuches fordert die Autorin die Kinder auf, Toffel zu helfen und einen Brief an Miffel zu schreiben. Dieser kommt einfach an einen Rosenbusch gehängt auch ohne Briefmarken an. Miffel erhält Toffels Brief und am Ende des Buches sieht man Miffel und Toffel glücklich in einer Muschel leben. Es endet wie im Märchen:
Auch bei diesem Bilderbuch arbeitete Tove Jansson mit kontrastreichen Bildern. So werden Toffel und sein Beobachtungsort immer in Schwarz, Weiß und Grau dargestellt. Das fröhliche Treiben der Umwelt und die Natur sind meist sehr farbenfroh gestaltet. Erst mit dem glücklichen Ende der Geschichte wird Toffel mit seiner Braut Miffel ein Teil dieser farbenfrohen, lebendigen Welt. Die Geschichte ist in Paarreimen gestaltet. Bei der vorliegenden Ausgabe ist Toffels und Miffels Name immer fett gedruckt. Das empfinde ich beim Lesen als anstrengend und irritierend. In der ursprünglichen Fassung war der Text in Schreibschrift gestaltet.
“Geschichten aus dem Mumintal” von Tove Jansson (1963)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2016, Arena Verlag, ISBN 978-3401602868
„Geschichten aus dem Mumintal“ bietet einen bunten Strauß von Erzählungen aus dem Mumintal, der mich wirklich begeistert. Besonders mochte ich : „Der Hemul, der die Stille liebte“ (erinnert etwas an „Der selbstsüchtige Riese“ von Oscar Wilde) und „Die Geschichte vom unsichtbaren Kind“.
Auch findet sich mit „Der Tannenbaum“ eine schöne Weihnachtsgeschichte in diesem Geschichtenband.
“Mumins wundersame Inselabenteuer” von Tove Jansson (1965)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2017, Arena Verlag, ISBN 978-3401602875
Ein Buch, das mich manchmal etwas schwermütig macht, das aber dennoch unterhaltsam ist, ist Mumins Abenteuer auf der Insel. Ausgelöst durch den tiefen Wunsch des Muminvaters Leuchtturmwärter auf einer Insel mitten im Meer zu sein, verlässt die Muminfamilie ihr Heim und macht sich mit ihrem halben Hausstand auf dem Weg zu dem abgelegenen Eiland. Hier versucht jeder auf seine Weise mit der neuen Lebenssituation umzugehen. Nachdem die Muminmutter scheitert, einen Garten vor dem Leuchtturm anzulegen, flüchtet sie sich in einen gemalten Garten in der Leuchtturmküche. Mumin entdeckt eine geheime Lichtung, möchte mit den Seepferdchen sprechen und gerät in Kontakt mit der düsteren Morra. Der Muminvater versucht sein Glück als Leuchtturmwärter und muss hier Rückschläge, aber auch Entdeckungen hinnehmen. So löst sich am Ende des Buches auch das Rätsel des einsamen Fischers, der auf der Insel in einer Sturm umtosten Kate lebt.
“Herbst im Mumintal” von Tove Jansson (1970)
Lesealter: 8-10 Jahre
©2017, Arena Verlag, ISBN 978-3401602882
So wie im herbst die Wildvögel nach Süden ziehen, so machen sich im Herbst vier gänzlich unterschiedliche Gestalten auf den Weg zum Muminhaus: Die putzwütige Filifjonka, der verträumte , der alte Onkelschrompel und ein Humin. Doch die Muminfamilie ist auf der Leuchtturminsel und nicht da. So richten sich die unterschiedlichen Charaktere im Haus ein und versuchen die Leichtigkeit des Lebens der Muminfamilie nachzustellen. Doch dieser Versuch missglückt und so müssen die vier ihre eigene Geschichte entwickeln und reisen vorm Winter reich an Erfahrungen mit anderen und mit sich selbst wieder ab.
Auch wenn ich etwas enttäuscht war, dass die Muminfamilie in diesem Band als Protagonisten gar nicht auftauchen, so hat mich der Roman wirklich emotional berührt und in die Geschichte mitgenommen. Die vier Figuren werden so lebensnah dargestellt und die Jahreszeit Herbst fast körperlich spürbar. Ein wunderbares Buch für Herbstabende, das mich allerdings immer mit einer leichten Melancholie und teilweise auch Ratlosigkeit zurück lässt.
“Die wundersame Reise ins Mumintal” von Tove Jansson (1977)
Lesealter: 4-6 Jahre
©2017, Arena Verlag, ISBN 978-3401711645
Susanna sitzt im Gras und langweilt sich. Alles ödet sie an. Doch dann passiert etwas Verrücktes. Als sie ihre Brille für einen Moment absetzt, ist diese verschwunden und eine neue Brille liegt ihrerstatt auf der Wiese. Durch diese Brille sieht Susanna ihre vertraute, langweilige Welt mit anderen Augen. Hier ist alles beängstigend, ein vertrauter Wald wird zum düsteren Sumpf und ein Abenteuer jagt das nächste. Zum Glück trifft Susanna unterwegs einige Wandersleute, die auf dem Weg ins Mumintal sind. Auch diese sind von der neuen Realität schockiert und finden sich nicht mehr zurecht. Aber frohen Mutes gehen sie einfach weiter und treffen schließlich im Mumintal ein.
Unter dem Titel „Die gefährliche Reise“ erschien dieses Bilderbuch 1981 im St. Gabriel Verlag:
„Die gefährliche Reise“ von Tove Jansson (1977)
©1981, St. Gabriel Verlag, ISBN
Die vorliegende Erzählung über das kleine Mädchen Susanna, das sich in das Mumintal aufmacht, erinnert ansatzweise an Alice im Wunderland. Denn neben freundlichen Begegnungen, trifft Susanna auch furchterregende Ungeheuer (die nicht bildlich, sondern nur als düstere, lebensfeindliche Natur dargestellt werden). Typisch für die Jansson Erzählungen nimmt die Reise einen fröhlich-nachdenklichen Abschluss mit der Ankunft im Mumintal.
Dass die Erzählung und Darstellung in der Buchkritik metaphorisch für den Abschied von der Kindheit stehen soll, wird mir nicht ganz klar. Zumindest ist es allerdings das letzte Buch, in dem Jansson die charismatischen Mumintrollen und die anderen Gäste des Muminhauses nochmal aufnimmt.
Aber objektiv aus Kinderaugen betrachtet, bietet sie mit den herrlichen Bildern eine wirklich spannende Geschichte. Dass der Jansson-unerfahrene Leser natürlich nicht zu jeder Figur all die fantastischen Abenteuer im Hinterkopf hat, ist klar und meiner Meinung auch nicht unbedingt Bedingung für die Lektüre des Bilderbuches. Für den Tove Jansson-Leser bietet das Buch allerdings ein opulentes Wiedersehen mit den Hauptfiguren der Muminbücher. Zwar zeigen sie sich in ihrer bekannten Art, aber das Zusammentreffen in dieser Konstellation ist neu. Auch die stimmungsvollen Bilder bieten einen neuen Blick auf die Bewohner des Mumintals, die ich in einer solch naturgewaltigen Kulisse noch nicht gesehen habe.
Als eine Ergänzung der Geschichte kann folgender Schlusstext gelten, der wohl von Tove Jansson selbst verfasst worden sein soll und aus einem Katalog des Mumintal-Museums Tampere der 80er Jahre stammt:
„Als Tooticki die ganze Gesellschaft nach Hause ins Mumintal gerettet hatte, wollten sie ihr natürlich ein großes Fest geben. Aber Tooticki erklärte, dass sie weiter müsse, weil nämlich diese Mondscheinnacht genau so eine Nacht war, in der man Anker lichtet und sich fort begibt, ganz alleine.“ (Vgl. www.zepe.de/mumin/mbgr.php).
“Der Schurke im Muminhaus” von Tove Jansson (1980)
©1983, St. Gabriel Verlag
Unter dem Titel “Überraschung im Muminhaus” ist 2017 eine Neuauflage des Bilderbuches im Würzburger Arena Verlag erschienen:
“Überraschung im Muminhaus” von Tove Jansson (1980)
Lesealter: 4-6 Jahre
©2017, Arena Verlag, ISBN 978-3401711652
Dieses Bilderbuch, das Fotografien eines Muminhausmodells und der nachgebauten Figuren zeigt, ist meiner Meinung nach nicht unbedingt für Kinder geeignet. Die Ausrichtung auf die vielen Details des Interieurs zielen doch eher auf den erwachsenen Leser.