Wolkenreiter und Sohn – 1982

Peter Marginter war ein österreichischer Autor, der neben Erzählungen für Erwachsene auch Jugendbücher schrieb. Die Erzählung „Wolkenreiter & Sohn“ ist sein zweites Jugendbuch. Es wurde als Zweiteiler von der Augsburger Puppenkiste und dem Hessischen Rundfunk im Jahr 1982 produziert. Das Kinderbuch betrachtet gesellschaftskritisch die moderne Backwarenindustrie, als ein alter Konditor dem zehnjährigen Müllerssohn Poldi traurig berichtet: „Wir tauen nur noch auf. Wenn es hoch kommt, darf ich ein paar Semmeln ins Rohr schieben, damit sie knusprig werden. So sieht das heute aus, mein Junge. Es ist billiger.[…]Und wenn tatsächlich einer mehr zahlen und was Besonderes haben will, drücken wir noch eine Spanne Buttercreme aus der Tube dazu und setzen obendrauf eine rotgefärbte Kleisterkugel, die eine Kirsche gewesen sein soll.“ (P. Marginter: Wolkenreiter& Sohn, Thienemann Verlag,1977, S.93)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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„Wolkenreiter & Sohn“ von Peter Marginter/Rolf Rettich (1977)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©1977, Stuttgart, Thienemann Verlag, ISBN 9783522126009

www.thienemann-esslinger.de

Auf dem Kuckucksberg steht eine Windmühle. Diese gehört Danubius Wolkenreiter und seiner Frau Gard. Ihr Sohn Poldi, der zehn Jahre alt ist, möchte später auch Windmüller werden. Doch die Zeiten sind schlecht. Keiner möchte mehr das besonders fein gemahlene Windmehl kaufen. Das verwundert Poldi, denn früher konnte sein Vater sich vor Mehlbestellungen aus aller Welt nicht retten. Das besonders feine Windmehl war bei vielen namhaften Zuckerbäckern sehr beliebt gewesen.

Einige Tage später: Poldi entdeckt zusammen mit seinem Kater Zabus eine geheimnisvolle Schrift auf dem Teppich in der Ruhestube der Windmühle. „AD ADURA“ steht da geschrieben. Auch die Worte „Ad INFRA“, „AD DEXTRAM“, „RETRO“ und „AD SINISTRAM“ sind im Teppich eingewebt. Zum Glück spricht der Kater Zabus Latein und so wird den beiden Freunden schnell klar, dass sie es mit einem fliegenden Teppich zu tun haben und die geheimnisvollen Sprüche Flugbefehle sind. Prompt probieren sie den alten Teppich aus und unternehmen einige Flugversuche.

Poldi überlegt sich, dass er den Teppich nutzen kann, um die Existenz der alten Windmühle zu retten. Er fasst einen Plan: Er möchte über die Sieben Berge fliegen und in einer großen Stadt einen Zuckerbäcker suchen. Dieser kann dann im Städtchen Kuckuckstal seine feinen Backwaren mit dem besonderen Windmehl zubereiten und die Kuckuckstaler für Windmehl-Backwaren begeistern.

Zusammen mit Zabus startet Poldi seine gefährliche Mission, denn die beiden wollen selbstverständlich auf ihrem fliegenden Teppich nicht entdeckt werden. Nach einigen Abenteuern erreichen die beiden eine große Stadt und Poldi sieht zum ersten Mal Autos und elektrische Laternen. In einem Park landen die beiden und machen sich mit einem Sack feinstem Windmehl auf die Suche nach einer Zuckerbäckerei. Zu ihrem Entsetzen stellen die beiden Freunde aber fest, dass die Konditoreien der Stadt alle von derselben Fabrik beliefert werden. Keine Torte wird mehr in Handarbeit gefertigt. Chef der Torten- und Semmelfabriken ist der schwerreiche Pomfried von Güldenkalb. Poldi macht sich schweren Herzens auf den Weg zu den Güldenkalbwerken. In der Fabrik wird er nur verspottet und kann einen Blick auf die maschinelle Produktionsstätte mit ihren riesigen Anlagen werfen.

Als Poldi und Zabus desillusioniert durch die Stadt irren, treffen sie das Mädchen Nina. Ihr Vater, Professor Malakoff, ist noch im Besitz eines alten Zuckerbäcker-Rezeptes und bereitet mit dem feinen Windmühlenmehl eine Torte nach dem Rezept seines Urgroßvaters zu. Poldi schmeckt die luftige Torte vorzüglich und im Gegensatz zu den Industrie-Torten der Güldenkalbwerke bekommt er kein Magendrücken und ist nicht so pappsatt. Nach einem Vorkommnis mit dem Großindustriellen Güldenkalb beschließen auch Nina und ihr Vater mit Poldi und Zabus zurück zum Kuckucksberg zu fliegen. Als die Reisegruppe auf der Mühlenwiese landet, berichten sie Poldi’s Eltern von ihrem Plan: Nina’s Vater wird sich als Zuckerbäcker der berühmten „Malakoff“- Torte mit seiner Tochter in Kuckuckstal niederlassen.

Am Ende des Buches besucht der Zwerg Godwin Poldi und nimmt den geheimnisvollen Teppich mit und verspricht, dass in der Mühle nun immer genug zu mahlen ist.

Das Kinderbuch „Wolkenreiter&Sohn“ verbindet zwei Welten. Die Zeit vor der Aufklärung mit ihrem magischen Blick auf die Welt und die Zeit der Moderne mit ihren Errungenschaften der Forschung und Industrie. Sympathisch stellt Peter Marginter die Vertreter der alten Ordnung dar, die auch in der großen Stadt noch Menschen treffen, die alte Werte und Rezepte hüten. Damit bewahren sie Kultur. Konsum- und gesellschaftskritisch wird die moderne Backwarenindustrie betrachtet, als ein alter Konditor Poldi traurig berichtet: „Wir tauen nur noch auf. Wenn es hoch kommt, darf ich ein paar Semmeln in s Rohr schieben, damit sie knusprig werden. So sieht das heute aus, mein Junge. Es ist billiger.[…]Und wenn tatsächlich einer mehr zahlen und was Besonderes haben will, drücken wir noch eine Spanne Buttercreme aus der Tube dazu und setzen obendrauf eine rotgefärbte Kleisterkugel, die eine Kirsche gewesen sein soll.“ (P. Marginter: Wolkenreiter& Sohn, Thienemann Verlag,1977, S.93)

Ich finde, dass das Buch mit seiner Gesellschaftskritik heute noch hoch aktuell ist. Ich würde es als Vorlesebuch empfehlen, da es doch sehr komplex aufgebaut und sprachlich gestaltet ist. Auch die tollen Illustrationen von Rolf Rettich machen es zu einem schönen Vorlesebuch.

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